Tipps:
In deutschen Großstädten wird Wohnraum bekanntlich immer knapper und nicht zuletzt auch immer teurer. Laut einer Studie des Pestel-Instituts fehlen bundesweit rund 1,9 Millionen Wohnungen – besonders in Metropolregionen wie Berlin, München oder Hamburg. Gleichzeitig verändern sich die Lebensmodelle junger Menschen: Studierende und Berufseinsteiger suchen nach flexiblen und bezahlbaren Lösungen. Die Wohngemeinschaft (WG) bleibt dabei für viele weiterhin die erste Wahl, doch auch andere Wohnformen gewinnen zunehmend an Beliebtheit.
Kompakt, clever und zentral: Mikroapartments sind auf dem Vormarsch.
Dabei handelt es sich einfach gesagt um eine platzsparende Wohnform, die Minimalismus mit urbaner Lebensqualität verbindet. Doch ist sie tatsächlich eine echte Alternative zur Wohngemeinschaft oder eher eine sinnvolle Ergänzung?
Bei den Mikroapartments, auch "Tiny Apartments" oder "Compact Living"-Einheiten genannt, handelt es sich um vollwertige Wohnungen auf minimaler Fläche – meist zwischen 15 und 40 Quadratmetern. Ihr Design folgt dabei dem Prinzip der Raumoptimierung:
Platzsparende Möbel (beispielsweise Schlafsofas, ausziehbare Tische, Stauraum unter Treppen usw.).
Offene Grundrisse, bei denen Küche, Wohn- und Schlafbereich ineinander übergehen.
Hochwertige Materialien, um trotz kleiner Fläche eine möglichst ansprechende Wohnatmosphäre zu schaffen.
Ein weiterer, entscheidender Vorteil ist die Kostenersparnis: Die Miete liegt meist unter der einer klassischen Einzimmerwohnung, während die Nebenkosten durch die geringe Fläche niedrig bleiben. Allerdings erfordert das Leben auf derart engem Raum auch eine minimalistische Lebensweise – wer viele Besitztümer hat oder gerne groß kocht, könnte schnell an seine Grenzen stoßen.
Gut zu wissen: In Deutschland finden sich Mikroapartments vor allem in Ballungsräumen wie Berlin, Frankfurt oder Köln (oft in speziell konzipierten Wohnprojekten oder umgebauten Gewerbeimmobilien).
WG: Durch geteilte Miete und Nebenkosten oft die günstigere Lösung. Ein Zimmer in einer Berliner WG kostet im Schnitt etwa 500 bis 700 Euro warm, während ein Mikroapartment in derselben Lage bei 700 bis 1.000 Euro liegt. Allerdings können in WGs versteckte Kosten entstehen – etwa durch ungleich verteilte Heizkosten oder Streit um die Kaution.
Mikroapartment: Höhere Miete, dafür volle Kostenkontrolle. Ideal für Menschen, die bereit sind, für Privatsphäre mehr zu zahlen.
WG: Perfekt für extrovertierte Menschen, die den sozialen Austausch schätzen. Lustige WG-Aktivitäten wie Brettspielabende, gemeinsames Kochen oder spontane Filmnächte stärken das Gemeinschaftsgefühl und sorgen für jede Menge Spaß im Alltag.
Allerdings können Konflikte über Putzpläne, Lärm oder Besucher den WG-Frieden schnell stören.
Mikroapartment: Mehr Rückzugsmöglichkeiten – und somit ideal fürs Homeoffice oder konzentriertes Arbeiten. Der Preis: mögliche Einsamkeit, wenn kein soziales Netzwerk vorhanden ist.
WG: Ungeeignet für Menschen mit unregelmäßigem Rhythmus (zum Beispiel Schichtarbeitende). Zudem erfordern WG-Dynamiken oft Kompromisse (in Bezug auf die Nachtruhe oder bei Gästen).
Mikroapartment: Maximale Zeitsouveränität – niemand stört sich an spätem Duschen oder lauten Homeoffice-Meetings. Dafür fehlt manchmal praktische Hilfe (wie beim Annehmen von Paketen oder beim Blumengießen im Urlaub).
Interessant ist die Idee, Mikroapartments mit WG-Elementen zu kombinieren. Einige moderne Wohnprojekte bieten beispielsweise private Kleinstwohnungen mit Gemeinschaftsräumen wie Küchen, Lounges oder einem Co-Working-Space.
Das bedeutet:
Mehr Privatsphäre im eigenen Apartment
Bessere soziale Kontakte in Gemeinschaftsbereichen
Geteilte Kosten für Waschküche oder Gästezimmer
Diese Hybridform könnte besonders für junge Berufstätige oder digitale Nomaden attraktiv sein, die nicht komplett auf die Gemeinschaft verzichten möchten, gleichzeitig aber auch nicht in einer klassischen WG leben wollen.
WG – die beste Wahl für...
Studierende, die ein soziales Netzwerk aufbauen möchten.
Kreative Berufstätige (zum Beispiel Freelancer), die Inspiration durch Mitbewohner schätzen.
Zuzügler: Neu in der Stadt? WGs helfen beim Ankommen durch lokale Tipps und Kontakte.
Introvertierte oder hochkonzentriert Arbeitende (Autoren, Programmierer etc.).
Beruflich mobile Menschen (beispielsweise Pendler oder Projektarbeiter), die einen flexiblen Wohnsitz brauchen.
Minimalisten, die bewusst auf Besitz verzichten möchten.
Moderne Wohnprojekte wie "The Fizz" in Berlin kombinieren private Mikroapartments mit verschiedenen Gemeinschaftsflächen – und derartige Projekte bieten gleich mehrere Vorteile:
Private Rückzugsmöglichkeit bei Bedarf.
Soziale Angebote wie gemeinsame Yoga-Kurse oder Grillabende.
Praktische Services (Reinigung, Paketannahme usw.).
Die Entscheidung zwischen WG und Mikroapartment hängt stark von der aktuellen Lebensphase, der eigenen Persönlichkeit und nicht zuletzt auch von dem Budget ab. Beide Wohnformen haben ihre individuellen Vorzüge und Herausforderungen, eine pauschale Empfehlung gibt es daher nicht. Und nicht zuletzt spielt auch der Wohnungsmarkt eine entscheidende Rolle – oft bestimmt das Angebot, was überhaupt möglich ist. Flexibilität, Kompromissbereitschaft und ein offener Blick für Alternativen sind deshalb die besten Begleiter bei der Wohnungssuche.