Tipps:
In einer WG fließt der Strom oft schneller, als man denkt – nicht nur, weil mehrere Menschen unter einem Dach leben, sondern auch, weil Kühlschrank, Waschmaschine, Herd und Laptop selten stillstehen. Die monatlichen Abschläge sind daher ein fester Posten im Gemeinschaftsbudget, der je nach Tarif deutlich variieren kann.
Zwischen günstigen Angeboten, nachhaltigen Ökostromtarifen und flexiblen Preismodellen fällt die Wahl nicht leicht. Hinzu kommen unterschiedliche Gewohnheiten der Mitbewohnerinnen und Mitbewohner, die den Verbrauch maßgeblich beeinflussen.
Wer die Grundlagen kennt und weiß, worauf es ankommt, kann nicht nur Geld sparen, sondern auch den WG-Alltag entspannter gestalten – ganz ohne Streit über die nächste Stromrechnung.
Der Stromverbrauch in einer WG hängt stark von der Größe und den Lebensgewohnheiten der Bewohnerinnen und Bewohner ab. Eine Dreier-WG liegt im Durchschnitt bei etwa 3.000 bis 4.000 Kilowattstunden pro Jahr, größere WGs können deutlich mehr verbrauchen.
Hauptverursacher sind Küchengeräte wie Kühlschrank, Herd und Spülmaschine, aber auch Waschmaschine, Trockner oder ein elektrischer Durchlauferhitzer schlagen ins Gewicht. Unterhaltungselektronik wie Fernseher, Spielekonsolen und Computer läuft oft stundenlang – manchmal parallel in mehreren Zimmern.
Anders als in Single-Haushalten summieren sich viele kleine Posten, die den Gesamtbedarf spürbar in die Höhe treiben. Eine genaue Einschätzung des jährlichen Verbrauchs ist die Basis, um einen passenden Stromtarif zu finden und unnötige Kosten zu vermeiden.
Der Strommarkt bietet eine bunte Mischung an Tarifen, die sich in Preisstruktur, Flexibilität und Nachhaltigkeit unterscheiden. Klassische Festpreis-Tarife sichern einen konstanten Arbeitspreis über die gesamte Vertragslaufzeit – gut planbar, aber ohne Preisvorteile bei sinkenden Börsenkursen. Ökostrom-Tarife setzen auf erneuerbare Energien und sind oft nur minimal teurer als herkömmliche Angebote, können aber das WG-Gewissen beruhigen.
Bei dynamischen Tarifen schwankt der Preis stündlich, entsprechend der Strombörse. Wer große Geräte flexibel nutzt, kann hier sparen – wer nicht, riskiert höhere Kosten. Die Grundversorgung schließlich ist bequem, aber meist die teuerste Option. Für WGs lohnt es sich, die eigenen Verbrauchsgewohnheiten zu analysieren und dann einen Tarif zu wählen, der zu Preisvorstellungen, Umweltbewusstsein und Flexibilitätsbereitschaft passt. Wenn sich alle Bewohner an den Plan halten, ist ein dynamischer Stromtarif ideal dafür. So lassen sich böse Überraschungen auf der Jahresabrechnung vermeiden.
Preis und Leistung müssen im richtigen Verhältnis stehen. Neben dem Arbeitspreis pro Kilowattstunde spielt die Grundgebühr eine entscheidende Rolle – vor allem bei hohem Verbrauch kann ein niedriger Arbeitspreis mehr sparen als eine günstige Grundgebühr. Laufzeit und Kündigungsfrist sollten ausreichend Flexibilität bieten, falls sich die WG auflöst oder jemand auszieht. Abschlagszahlungen müssen realistisch zum Verbrauch passen, um hohe Nachzahlungen zu vermeiden.
Wer Wert auf Nachhaltigkeit legt, achtet auf den Ökostrom-Anteil und seriöse Zertifikate. Auch der Service zählt: transparente Abrechnungen, gut erreichbarer Kundenservice und einfache Tarifwechsel machen das Leben leichter. Ein Tarif, der zu Preisvorstellungen, Umweltanspruch und organisatorischen Bedürfnissen passt, erspart Ärger und unnötige Kosten.
Dynamische Tarife, zum Beispiel bei e.on, orientieren sich an den stündlich schwankenden Börsenpreisen. Die Nutzung erfordert in der Regel einen Smart Meter und eine App, über die Preise in Echtzeit oder für den Folgetag einsehbar sind. Der Vorteil: Bei geschickter Planung lassen sich energieintensive Tätigkeiten wie Waschen oder Spülen in günstige Zeitfenster verschieben. Das kann den Strompreis pro Kilowattstunde deutlich senken.
In einer WG bedeutet das jedoch Koordination – nicht jeder möchte nachts um zwei Uhr die Waschmaschine starten. Wer sich nicht abstimmt, riskiert, dass große Verbraucher genau in teuren Stunden laufen. Für technikaffine WGs mit flexiblem Tagesablauf bietet diese Tarifart Sparpotenzial, für eher feste Routinen kann sie dagegen zur Kostenfalle werden.
Unabhängig von der gewählten Tarifart lassen sich die Kosten durch bewusstes Verhalten spürbar senken. Geräte effizient nutzen bedeutet, Wasch- und Spülmaschine nur dann laufen zu lassen, wenn sie wirklich voll beladen sind – das spart nicht nur Strom, sondern auch Wasser. Standby-Verbrauch summiert sich über das Jahr hinweg zu einem oft unterschätzten Kostenblock. Steckdosenleisten mit Schalter oder smarte Zwischenstecker helfen, Fernseher, Ladegeräte und andere Geräte komplett vom Netz zu trennen, wenn sie nicht gebraucht werden.
Besonders ins Gewicht fällt der Warmwasserverbrauch, vor allem, wenn ein elektrischer Durchlauferhitzer zum Einsatz kommt. Kürzere Duschzeiten oder ein effizienter Duschkopf senken hier den Energiebedarf. LED-Lampen sind ebenfalls ein einfaches, aber wirksames Mittel: Sie verbrauchen bis zu 80 % weniger Strom als Glühbirnen und halten viele Jahre.
Auch gemeinsame Anschaffungen lohnen sich – etwa ein moderner, energieeffizienter Kühlschrank oder ein sparsamer Wäschetrockner. Selbst beim Kochen lassen sich Kosten senken: Deckel auf den Topf, Restwärme nutzen und wenn möglich mehrere Portionen auf einmal zubereiten. Werden diese kleinen Maßnahmen konsequent umgesetzt, kann eine WG den Stromverbrauch um einen zweistelligen Prozentsatz reduzieren – ohne Abstriche beim Komfort.
Eine Vierer-WG verbraucht rund 4.500 Kilowattstunden pro Jahr. Mit einem Festpreis-Tarif zu 35 Cent/kWh und 150 Euro Grundgebühr liegen die jährlichen Gesamtkosten bei etwa 1.725 Euro. Ein dynamischer Tarif kann – bei guter Abstimmung und konsequenter Nutzung günstiger Stunden – den Arbeitspreis im Schnitt auf 30 Cent drücken. Das reduziert die Gesamtkosten auf rund 1.500 Euro, also eine Ersparnis von 225 Euro im Jahr.
Wird der Verbrauch nicht verschoben, kann der Durchschnittspreis jedoch auch auf 37 Cent steigen, was Mehrkosten gegenüber dem Festpreis bedeutet. Das Beispiel zeigt: Dynamische Tarife lohnen sich vor allem, wenn die WG gemeinsam plant und flexible Nutzungsgewohnheiten hat.
Ein häufiger Irrtum ist, nur auf den Arbeitspreis zu achten und die Grundgebühr zu übersehen. Auch Kündigungsfristen werden oft ignoriert, was teure Vertragsverlängerungen nach sich zieht. Wer den eigenen Verbrauch falsch einschätzt, zahlt möglicherweise zu hohe Abschläge oder erhält hohe Nachzahlungen. Außerdem lohnt es sich, Ökostromangebote nicht pauschal als teurer einzustufen – viele sind preislich konkurrenzfähig. Ein gründlicher Vergleich verhindert, in diese Fallen zu tappen.
Der richtige Stromtarif für eine WG ist eine Kombination aus passender Preisstruktur, Flexibilität und abgestimmtem Verbrauchsverhalten. Wer die Tarifarten kennt, wichtige Auswahlkriterien beachtet und den Stromverbrauch bewusst steuert, kann nicht nur Kosten senken, sondern auch Streit im WG-Alltag vermeiden. Ein regelmäßiger Tarifvergleich hält das Budget zusätzlich im grünen Bereich.